Leitbilder
Die Einrichtungen des Sozialwerk Kassel – AnthroCare gGmbH haben durch ihre unterschiedlichen Ausrichtungen auch individuelle Leitbilder entwickelt.
Leitbild Albert-Kolbe-Heim
Gründung & Gründungsimpuls
In den sechziger Jahren haben Menschen aus der Kasseler Gemeinde der Christengemeinschaft den Impuls, für Senioren aus dem Kreis von Anthroposophie und Christengemeinschaft eine letzte Heimstatt durch Gründung eines Altenwohn- und Altersheims zu schaffen. Dieses Haus soll jedoch allen interessierten Menschen offenstehen. Dabei schließt der Gedanke an das Alter immer auch den Gedanken an Sterben und Tod mit ein.
Der Gründungsimpuls zielt auf die Schaffung eines altersgemäßen, individuell geprägten Lebensraumes, der eine soziale, kulturelle und geistig-religiöse Gestaltung des Alltagslebens erfordert. Wir streben eine ganzheitliche, individuelle Pflege und einen bewussten Umgang mit Alter, Sterben und Tod an. Pflege soll eine Brücke zwischen dem körperlichen Befinden und dem seelisch-geistigen Erleben herstellen. Die Lebens- und Sterbebegleitung geht bis zum Tod – und darüber hinaus. Dazu gehört die Möglichkeit, sich von verstorbenen Bewohnern in der hauseigenen Kapelle zu verabschieden.
Qualität der Pflege
Pflege und soziale Betreuung stehen im Zentrum der Arbeit des Albert-Kolbe-Heims. Der Gründungsimpuls, ein menschenwürdiges, individuelles Altern zu ermöglichen, muss sich folglich im Pflegen selbst und nicht nur im sozialen, kulturellen und religiösen Erleben ausdrücken. Anthroposophisch erweiterte Pflege ist in erster Linie eine Frage der Haltung bzw. Einstellung, die sich jedoch bis in die einzelnen Handlungen der alltäglichen Körperpflege auswirkt.
Die Pflegekräfte sollen Gesprächspartner und Wegbegleiter in der letzten Lebensphase der Bewohner werden. In der Beziehung zwischen Bewohner und Mitarbeiter zeigt sich die Qualität dieser Begleitung. Wichtig sind in diesem Zusammenhang auch Therapieformen der anthroposophisch erweiterten Pflege und Medizin wie z.B. Öldispersionsbäder oder rhythmische Einreibungen, die eine ganzheitliche Betrachtung der Bewohner voraussetzen.
Besonderheiten
Ausgehend von den Prinzipien der Individualisierung und der Achtung der Menschenwürde unseres Gegenübers gestalten wir das Gemeinschaftsleben im Austausch mit Angehörigen, Freunden und Nachbarn. Eine hohe Pflegequalität soll Menschen unabhängig von ihrer Weltanschauung und vorhandenen bzw. nicht mehr verfügbaren finanziellen Mitteln geboten werden. Gesellschaftlichen Trends, nur auf die Durchsetzung des eigenen Vorteils zu achten, soll auch durch eine bewusste Gestaltung des Gemeinschaftslebens im Haus entgegengewirkt werden. Die Ausgestaltung des Gemeinschaftslebens liegt in der Hand von Mitarbeiter/innen, Angehörigen und Freunden des Hauses. Angehörige und Freunde erhalten hier eine wesentliche Aufgabe für das Haus und stellen die Verbindung der Hausgemeinschaft zur sozialen und nachbarschaftlichen Umgebung her.
Ernährung
Gesunde Ernährung und gemeinsame Gestaltung der Mahlzeiten bedeuten mehr als physiologische Nahrungszufuhr. Die eigene Herstellung der Mahlzeiten und die Herkunft der Nahrungsmittel – zu einem großen Teil aus biologischem Anbau – sorgen für die Qualität der Speisen. Eine schmackhafte Zubereitung der Mahlzeiten, vegetarisches Essen auf Wunsch und die Beachtung medizinisch verordneter Diäten sind selbstverständlich. Auch die Möglichkeit einer teilweisen Selbstversorgung soll erhalten bleiben.
Hauswirtschaftliche Versorgung, Haustechnik und Verwaltung
Die hauswirtschaftliche Versorgung (Wäscherei und Reinigung) und die Haustechnik erhalten und fördern die persönliche Gestaltung des Wohnumfelds. Technik wird aus Sicherheits- und Kostengründen in Zukunft wichtiger und fördert – gezielt eingesetzt – die Selbständigkeit der Bewohner. Heimleitung und Verwaltung verstehen sich als Erbringer von Dienstleistungen für Mitarbeiter und Bewohner.
Äußere Gestaltung
Das Albert-Kolbe-Heim ist in die städtische Wohnumgebung integriert. Durch die Möglichkeit, den Wohnraum mit eigenen Möbeln zu gestalten, wird der wohnliche Charakter des Hauses unterstrichen. Die manchmal beengte und sparsame Raumgestaltung steht jedoch in einer gewissen künstlerischen Spannung zur Durchgestaltung des Hauses in Form und Farbe.
Mitarbeiter
Das Haus lebt von der Arbeit und dem Engagement der Mitarbeiter. Von deren Motivation und Identifikation mit dem Haus ist die Verwirklichung der angestrebten Ziele abhängig. Mitarbeiter sind der mit der Arbeit verbundenen Verantwortung nur gewachsen, wenn sie neben der persönlichen Eignung auch die fachliche Qualifikation mitbringen, vom Haus unterstützt werden und über eine hohe Handlungsautonomie bzw. Handlungskompetenz verfügen. Mitarbeiter benötigen darüber hinaus geeignete Rahmenbedingungen und Organisationsstrukturen.
Äußeren, oft gestiegenen Anforderungen müssen dabei den eigenen Wesensmerkmalen angepasst werden, wenn unsere Identität erhalten bleiben soll. Wandlungsfähigkeit erfordert die Offenheit, neue Fragestellungen anzugehen, neue Impulse aufzugreifen und sich auf andere Menschen einzulassen. Auch neue Krankheitsbilder und Behandlungsformen infolge des medizinischen Fortschritts oder gesellschaftliche Veränderungen (z.B. multikulturelle Gesellschaft im Alter) verlangen diese Offenheit. Die dazu benötigte Energie lässt sich aus geistigen Impulsen schöpfen, wie man sie unter anderem in der Anthroposophie und der Christengemeinschaft finden kann. Aber auch in der praktischen Arbeit, in der unmittelbaren Begegnung von Mensch zu Mensch, zwischen Mitarbeitern, Bewohnern und Angehörigen erschließen sich Kraftquellen. In der Altenpflege geht es schließlich um die „letzten“ Fragen von Leben und Tod, damit um existentielle Fragen jedes einzelnen, sei er Bewohner, Mitarbeiter oder Angehöriger.
Verschlechterte Rahmenbedingungen
Verschlechterte gesellschaftliche Rahmenbedingungen und veränderte Befindlichkeiten unserer Bewohner bzw. Interessenten erfordern eine ständige Wandlungs- und Innovationsfähigkeit.
Leitbild Hausgemenischaften am Heimbach
Die lebendige Gemeinschaft der Hausgemeinschaften besteht aus Bewohnerinnen,
Mitarbeiterinnen und Angehörigen der Bewohner, die sich einbringen und ergänzen.
Offenheit für die Welt und das Interesse an anderen Menschen sind Voraussetzungen
der Gemeinschaft.
Erläuterung
Wir wissen, dass Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft von vielen Menschen
angestrebt wird. Die Gemeinschaft braucht Vielfalt und Austausch, um lebendig zu
bleiben. In diesem Sinne sind Anregungen willkommen.
Anthroposophie und ihre Wirkung (auf verschiedene Lebensfelder) Pflege,
Kommunikation und Beziehung, tragen viel zur Entwicklung der
Hausgemeinschaften bei. Diese Haltung zum Menschen und seinem Schicksal
beflügelt unsere Arbeit in intensiver Weise. Diese Entwicklungen inöchten wir
vorantreiben.
Erläuterung
Wir sind eine Einrichtung, die aus einer christlichen Grundhaltung heraus lebt und
arbeitet. Jeder Mensch kann bei uns einziehen, der eine Pflege- oder
Betreuungsnotwendigkeit hat. Grundhaltungen von Mitarbeiterinnen werden nach
den menschlichen und fachlichen Kriterien beurteilt, wie sie in unserem Leitbild iu
finden sind. Wichtig ist uns die Bereitschaft zur (Weiter)-Entwicklung der eigenen
Persönlichkeit im Menschlichen wie im Fachlichen.
In den Hausgemeinschaften werden Menschen mit Beeinträchtigungen. (psychischer,
physischer, emotionaler und kognitiver Art) angenom111:einn einer Atmosphäre aus
Geborgenheit, Sicherheit und Vertrautheit.
Erläuterung
Wir wissen, dass Menschen mit Demenz eine Umgebung brauchen, die ihnen vertraut
ist und in der sie sich geschützt fühlen. Es ist uns ein Anliegen, diese Umgebung
herzustellen.
Kommunikation mit Bewohnerinnen, untereinander, und mit Angehörigen ist mit
ihren vielfältigen Möglichkeiten, Grundlage unserer Arbeit.
Erläuterung
Kommunikntion findet immer statt und nutzt neben Sprache auch Blickkontakt und
Berührung. Gelingt Kommunika,tion in unserem Kontext (Mitarbeiter, Bewohner,
Angehörige) schafft sie die notwendige Transparenz der Hausgemeinschaften nach
innen und nach außen. Neben den persönlichen Gesprächen nutzen wir Treffen der
gesamten Gemeinschaft, Angehörigen/reffen und Mitarbeiter-Teams um den
Kommunika,tionsfluss aufrechtzuerhalten. Glückt Kommunikation strahlt dies auch
positiv auf unsere Außenbeziehungen aus (Ä.rzte, Therapeuten, Nachbarn, usw.).
Unsere fachlich gute Pflege bezieht den ganzen Menschen ein und setzt sich mit
neuen Entwicklungen in Pflege und Betreuung auseinander.
Erläuterung
Wir streben an, die Qualität unserer Arbeit kontinuierlich fort zu entwickeln. Das
bedeutet zum einen, die Integration erforderlicher Qualitätsstandards, nachdem wir
sie für die Anforderungen der Hausgemeinschaften überdacht haben. Zum anderen
entwickeln wir gemeinsam mit anderen Fachkräften und Institutionen eigene
Qualitätskriterien. Ausschlaggebend ist jeweils das subjektive und objektive
Wohlbefinden unserer Bewohnerinnen.
Wir sind uns der Einflussnahme auf die Menschen, die in den Hausgemeinschften
leben, bewusst und wollen diese im Sinn unserer Menschlichkeit, Fachlichkeit und
dem Bestreben nach Selbständigkeit für Bewohner verantworten.
Erläuterung
Wir wissen, dass der Einfluss, den wir auf die Lebensumstände der Menschen, die
hier leben, groß ist. Deshalb versuchen wir uns dies immer wieder klarzumachen und
unsere Handlungen zu überdenken, und das Gleichgewicht zwischen Autonomie und
Schutz wieder neu herzustellen. Die Ausübung von Macht versuchen wir so gering
wie möglich zu halten.
Die Reflexion unserer Arbeit, besonders der Beziehungsarbeit, ist wichtiger
Bestandteil der Fachlichkeit in den Hausgemeinschaften. Sie ist notwendig um unsere
Erfahrungen für die Zukunft nutzbar zu machen.
·Erläuterung
Wir erleben zu jeder Zeit Menschen, die mit ihrem individuellem Schicksal zu uns
kommen und unsere Hilfe und Unterstützung brauchen. Die Erfahrungen, die wir in
der Begleitung dieser Menschen machen, können eine Grundlage von Wissen und
Verstehen werden, die vielen zu gute kommt. Dazu brauchen wir Fallbesprechungen,
Teamsitzungen; Feed-back und anderen geleiteten Austausch zu diesen Themen. Auf
dieser Grundlage können wir das Prozesshafte der Entwicklungen von Menschen mit
Demenz besser verstehen und im Einzelfall menschlicher und professioneller
handeln.
Die Menschen, die in den Hausgemeinschaften·in Pflege und Betreuung arbeiten,
sind der Garant für die Menschlichkeit unserer Arbeit. Ihre fachliche Kompetenz
weiterzuentwickeln und eigene Impulse zu ermöglichen und zu unterstützen ist eine
wesentliche Aufgabe.
Erläuterung
Gemeinschaftliches Leben bedeutet, dass alle Mitglieder der Gemeinschaft gesehen
und gefördert und wertgeschätzt werden. Mitarbeiterinnen bringen sich vielfältig in
die Gemeinschaft ein. Fachliches und persönliches Engagement sind in der Regel
untrennbar verbunden. Die individuelle fachliche undpersönliche Förderung von
Mitarbeitern ist deshalb für uns ein wichtiges Anliegen
Kunst und künstlerische Tätigkeit ist ein Grundbedürfnis. Gelingt ein lebendiges,
soziales Leben in den Hausgemeinschaften, ist dies ein künstlerischer Gesamtprozess.
Erläuterung
·Den Alltag in den Hausgemeinschaften stellen die Menschen, die hier leben und
arbeiten, immer wieder neu her. Beziehungen zu gestalten, Kommunikation zu nutzen,
Gemeinschaft zu leben, ist im tiefsten Sinn eine künstlerische Angelegenheit. Das
gegenseitige Wahrnehmen und Unterstützen inspiriert uns und setztkreative Ideen
frei.